Ludwig Bölkow
Ludwig Bölkow
Ludwig Bölkow (* 30. Juni 1912 in Schwerin; † 25. Juli 2003 in Grünwald) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Bölkow war Gründer des Flugzeugherstellers Bölkow GmbH, der 1969 Teil von Messerschmitt-Bölkow-Blohm wurde.
Der Vater Ludwig Bölkow sen. (1886–1952) war Werkmeister bei Anton Herman Gerard Fokker in Schwerin. Er machte sich Anfang der 1920er Jahre als Polsterer und Dekorateur selbstständig, nachdem die Fokker Flugzeugwerke 1919 in die Niederlande verlegt wurden.
Nach seinem Abitur am Realgymnasium in Schwerin im Frühjahr 1932 studierte Ludwig Bölkow (jr.) von Herbst 1933 bis Anfang 1939 in Berlin an der TH Charlottenburg (jetzt Technische Universität Berlin) Maschinenbau, Fachrichtung Flugzeugbau. Ab März 1939 arbeitete er in der Abteilung Aerodynamik des Projektbüros der Messerschmitt AG in Augsburg, wo er an der Entwicklung der Bf 109 G, der Me 210 sowie des ersten serienmäßig einsatzfähigen düsengetriebenen Jagdflugzeugs der Welt, der Messerschmitt Me 262 beteiligt war. Zu seinem Beitrag an diesen Entwicklungen sagte er später:
„Ich hab’ dann die Me 109 überarbeitet, 30.000 Fehler waren in den Zeichnungen, mit einer kleinen Mannschaft, die ich begeistern konnte, und wir waren im Jahre 1943 so schnell wie die neuesten amerikanischen Entwicklungen, der Mustang, mit der uralten Me 109. […] Und einige kühne Vorschläge – wir hatten noch keine Computer damals – mit denen ich diesen Riesenrechenwust, der vor uns lag, etwas intuitiv überbrücken konnte, hatten großen Erfolg, und so hatte ich in meiner ersten Zeit dort, das war einer meiner Dinge wo ich noch heute darauf stolz bin, Wesentliches dazu beigetragen, dass diese berühmte Messerschmitt 262 ihre Form bekam: Flügelprofile, Rumpfprofile, Leitwerkslagen und Ähnliches.“
– Ludwig Bölkow
Im Jahre 1943 wurde ihm in Wiener Neustadt die Leitung eines Entwicklungsbüros der Wiener Neustädter Flugzeugwerke (WNF) übertragen, das für die Konstruktion der Bf 109 K verantwortlich zeichnete. Im Januar 1944 zog das Projektbüro nach Oberammergau um. Dort arbeitete Bölkow bis zum Kriegsende.
1948 gründete Bölkow sein eigenes Ingenieurbüro in Stuttgart-Degerloch und begann sich 1954 mit seiner Firma Bölkow-Entwicklungen KG wieder der Luftfahrt zuzuwenden. 1958 wurde das Ingenieurbüro nach Ottobrunn verlegt, und ein Jahr später begann eine Zusammenarbeit mit Heinkel und Willy Messerschmitt unter dem Namen „Entwicklungsring Süd“.
Zwischen 1959 und 1965 legte Ludwig Bölkow mit der Übernahme der Waggon- und Maschinenbau GmbH Donauwörth (WMD) den Grundstein für das jetzige Eurocopter-Werk in Donauwörth. Seit den späten 1960er Jahren wurde dort der Hubschrauber BO 105 in Serie gefertigt. Bölkow entwickelte einen revolutionären Rotorkopf, der nahezu unverändert auch heute noch im MBB/Kawasaki BK 117 eingesetzt wird. Mit der BO 105 „Christoph 1“ etablierte Bölkow erstmals die Luftrettung in Deutschland, die heute in fast allen Ländern Europas Standard ist.
Im März 1960 gründete Bölkow eine Niederlassung in Laupheim, aus der die heutige Diehl Aircabin hervorging. Hier baute er einen Teil seiner sehr leichten und wendigen Hightech-Segel- und Motorflugzeuge, zum Beispiel die Fs 24 Phönix aus Glasfaserverbundwerkstoffen. Sie war damals ein absolutes Novum und ist im Deutschen Museum in München ausgestellt.
1965 gründete Ludwig Bölkow die Bölkow GmbH, die 1968 mit der Messerschmitt AG und 1969 mit dem Hamburger Flugzeugbau GmbH zur Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB) fusionierte. Aus der Geschäftsführung dieser Firma schied er 1977 aus. MBB ging Anfang der 1990er Jahre in der Daimler Aerospace AG (DASA) auf. Diese wiederum wurde Teil des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS.
Von 1976 bis 1982 war Bölkow Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. 1983 gründete er in Ottobrunn die Ludwig-Bölkow-Stiftung, um Technologie ökologischer zu gestalten. Dort wurden Pläne für eine Magnetschwebebahn, Solarfabriken in der Wüste und zuletzt für eine effiziente Speicherung von Wasserstoff als Energieträger gemacht. Seit 2004 gibt es den nach ihm benannten Ludwig-Bölkow-Journalistenpreis.
Ludwig Bölkow wurde mit folgenden Auszeichnungen geehrt:
Ehrenring des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) (1952)
Bayerischer Verdienstorden (1969)
Diesel-Goldmedaille (1969)
Ludwig-Prandtl-Ring der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) (1972)
Werner-von-Siemens-Ring (1972)
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1972)
Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E. h.) der Technischen Hochschule Stuttgart (1974)
Goldmedaille der Royal Aeronautical Society (1978)
Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1984)
Goldener Ehrenring des Deutschen Museums (1984)
Grashof-Denkmünze des VDI (1985)
Goldene Peutinger-Medaille für die Verdienste um die Einführung alternativer Energiequellen (1986)
Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1987)
Ehrendoktorwürde der Universität der Bundeswehr München (Neubiberg) (1987)
Daniel Guggenheim Medal (1994)
Mentor-Preis der Mannheimer Versicherung (1994)
Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München (1997)
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1999)
Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Schwerin (2000)
Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2003)
Im Jahr 2004 wurde die staatliche Berufsschule in Donauwörth in „Ludwig-Bölkow-Schule Staatliche Berufsschule Donauwörth“ umbenannt. Außerdem ist am Bahnhof in Donauwörth eine „Dr.-Ludwig-Bölkow-Wohnanlage“ geplant.
In Taufkirchen bei München gibt es eine Ludwig-Bölkow-Allee. Eine Ludwig-Bölkow-Straße gibt es in seiner Geburtsstadt Schwerin, in Durlangen, in Laupheim, in Sauerlach und am Airbus Helicopters-Zentrum in Donauwörth. Weiterhin ist das Gebäude der Industrie- und Handelskammer Schwerin nach Ludwig Bölkow benannt.
Ein Exemplar des revolutionären Hubschraubers BO 105 steht in Donauwörth am Kreisverkehr zum Gewerbegebiet bei Airbus Helicopters.