Bückeburg, am Rande der Weserberge gelegen, bekannt als ehemalige Residenz der Fürsten zu Schaumburg-Lippe und Garnison der “Bückeburger Jäger”, beherbergt seit 1960 die “Heeresfliegerwaffenschule” (seit 1. Juli 2015: “Internationales Hubschrauberausbildungszentrum”) auf dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Flugplatz Achum. Hier wuchs buchstäblich aus einer “Zigarrenkiste”, das Hubschraubermuseum heran.
Die Anfänge (1961-1970)
Als sich der Gründer des Museums, Werner Noltemeyer, im Jahre 1957/58 im Rahmen seiner fliegerischen Ausbildung zum Hubschrauberpiloten an der Heeresfliegerschule der US-Army in Fort Rucker, jetzt Fort Novosel Alabama aufhielt, faszinierte ihn eine dort vorhandene Ausstellung ausgedienter Vorläufer, der damals “modernen” Einsatzhubschrauber.
Er fand die Vergleiche der technologischen Entwicklung so instruktiv, daß er nach seiner Rückkehr, von seinem Kommandeur Oberst Ebeling den Auftrag bekam, eine Lehrsammlung der Heeresfliegertruppe aufzubauen. Er begann, alle erreichbaren Dinge, die mit der Vertikalflugtechnik zusammenhingen, zu sammeln.
So entstand eine fachkundig aufgebaute Ausstellung der Geschichte und Technik der Drehflügler und Senkrechtstarter von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart.
Durch das erstmals 1961 auf dem Flugplatz Achum durchgeführte Hubschrauberforum wurde die Luftfahrtindustrie auf das kleine Museum aufmerksam, damals noch im Sicherheitsbereich, und stellte ihrerseits technische Teile, Komponenten, ausgediente Hubschrauber und Anschauungsmaterial zur Verfügung. Ende der 60er Jahre platzte zum Einen das Museum infolge der nunmehr vorhandenen Gegenstände “aus allen Nähten”, zum Anderen gebot die Vielfalt des gesammelten Materials und seine allgemeinbildende Anschaulichkeit, die bisher auf Soldaten und wenige Sondergäste beschränkte Besichtigungsmöglichkeit, auf eine allgemeine Publikumszugänglichkeit ausdehnen.
Es musste also ein Träger gefunden werden und somit fand am 18. September 1970 die Gründungsversammlung des Vereins “Hubschrauberzentrum e.V." statt. Es war eine juristische Notwendigkeit für das Museum, aber auch ein Anliegen vieler im Hubschrauberwesen Tätiger oder daran Interessierter.
Das Museum in Bückeburg (seit 1971)
Die sehr interessierte, der Heeresfliegerwaffenschule stets wohl gesonnene Stadt Bückeburg, erkannte die Chance und stellte nach eingehenden Vorgesprächen und juristischen Abklärungen, der bislang auf dem Kasernengelände untergebrachten Sammlung im Jahre 1970, den ehemaligen “Burgmannshof” in der Stadtmitte als Unterkunft, für ein neues Museum, zur Verfügung.
Als Burglehen der Grafen von Schaumburg wurde dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude 1463 erstmals in den Urkunden erwähnt. Seine Geschichte reicht damit zurück bis in die Lebzeiten von Leonardo da Vinci, dessen Helix-Spirale aus dem Jahre 1483 zum Symbol des Hubschraubermuseums und des Hubschrauberzentrum e.V., wurde.
Zweimal abgebrannt und wieder neu erbaut, diente der ehemalige Burgmannshof zuletzt als Altersheim und es war nicht ganz einfach, das Haus bei Erhaltung der historischen Fassade, in ein Museum mit entsprechenden Innenräumen umzubauen.
Soldaten der Heeresfliegerwaffenschule und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks opferten ihre Freizeit. Werner Noltemeyer übernahm als Hubschrauberexperte die Zusammenstellung der Exponate und die Bemalung der Wände, und gemeinsam schafften sie es, am 9. Juni 1971, am Vorabend des 9. Internationalen Hubschrauberforums, das “Hubschraubermuseum Bückeburg” der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die feierliche Eröffnung fand durch Professor Henrich Focke statt. In seiner Festansprache betonte auch der General der Heeresfliegertruppe die Bedeutung des Museums.
Erster Erweiterungsbau (1980)
Nach einigen Jahren erfolgreichen Betriebes machte sich ein Nachteil des bisherigen Museumsgeländes eklatant bemerkbar. Die im Freigelände ausgestellten großen Exponate hatten unter den Witterungseinflüssen und den Klettergelüsten, vor allem jugendlicher Besucher, sehr gelitten. Außerdem hatten “Interessenten” so manches wertvolle Ausstellungsstück “mitgehen” lassen.
So faßte der Trägerverein den Entschluß, einen Erweiterungsneubau in Gestalt einer Ausstellungshalle zu errichten. Wieder lag bei den Vorbereitungen eine der Hauptlasten auf der Stadt Bückeburg.
Sie stellte weitere Grundstücksflächen bereit, half bei der Bearbeitung der Plannungsunterlagen und beteiligte sich darüber hinaus mit einem Baukostenzuschuß.
Am 9. Mai 1978 vollzog der damalige Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kunst, Professor Dr.-Ing. Pestel, die feierliche Grundsteinlegung. Im September begannen – nachdem die Großexponate evakuiert waren – die Abrißarbeiten an dem in Wege stehenden Gebäuden, im Oktober wurde die Baustelle eingerichtet. Im April 1979 lief die Bautätigkeit an.
Am 5. Mai 1980 wurde während des 13. Internationalen Hubschrauberforums, die Ausstellungshalle offiziell eröffnet. Den feierlichen Akt nahm der damalige Niedersächsische Minister für Bundesangelegenheiten, Wilfried Hasselmann, vor.
1992 wurde die Renovierung des alten Burgmannshofes fertiggestellt, so dass das Museum nun auch nicht nur innen in einem guten Zustand ist, sondern auch von Außen einen sehr guten Eindruck macht.
Zweiter Erweiterungsbau (2011)
In 2011 wurde das Hubschraubermuseum, das größte seiner Art in Europa, durch einen zweistöckigen Neubau erneut erweitert und gleichzeitig wurde auch die Dauerausstellung museumspädadagogisch, konzeptionell, dramaturgisch und gestalterisch überarbeitet. Unter dem Motto “Technik erleben und verstehen -von der Emotion zur Information” steht auf 2.500 m² Ausstellungsfläche die unterhaltende Wissensvermittlung im Mittelpunkt der Präsentation. Die neue interaktive Ausstellung macht die faszinierende Technik der Hubschrauber für jeden erleb-und verstehbar und zeigt auch den Menschen der hinter der technischen Entwicklung steht.
Damit ist der Grundstein gelegt, dass das Hubschraubermuseum auch in den kommenden 40 Jahren erfolgreich arbeiten kann.