Boeing-Sikorsky RAH-66 COMANCHE
Boeing-Sikorsky RAH-66 COMANCHE
Hier zu sehen als Modell im Maßstab 1 : 4,6 – gebaut von Dieter Störig
Der Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche ist ein allwettertauglicher Aufklärungs- und Kampfhubschrauber mit Tarnkappeneigenschaften für die United States Army, der von 1983 bis 2004 von einem Konsortium der US-amerikanischen Hubschrauberhersteller Boeing und Sikorsky bis zur Prototypenreife entwickelt wurde.
Die United States Army verwendet derzeit den Aufklärungshubschrauber OH-58D Kiowa Warrior, der eine modernisierte Version eines Beobachtungs-Helikopters aus der Zeit des Vietnamkriegs ist. Im Gegensatz zum Kiowa wurde der Comanche speziell für die Aufgabe der militärischen Aufklärung konstruiert und ist 2,4 m kürzer und 1.700 kg leichter als der Angriffshubschrauber AH-64 Apache. Der Rumpf besteht aus Verbundwerkstoffen und verfügt über Tarnkappentechnik, um der feindlichen Radarortung zu entgehen. Die heißen Abgase der Triebwerke werden über den Mantelstrom-Heckrotor ausgeblasen.
Die Flugsteuerungs- und Navigationssysteme des Comanche waren auch für Operationen bei Nacht und schlechter Sicht ausgelegt, für die der Kiowa Warrior nur unzureichend verwendungsfähig ist. Des Weiteren ist der Comanche so gebaut, dass er besser als der Apache in Transportflugzeuge oder -schiffe passt, um schnell an Einsatzorte verlegt werden zu können. Bei fehlender Transportmöglichkeit hätte der Comanche aus eigener Kraft eine Entfernung von 2.335 km überbrücken können. Der Hubschrauber war mit einer 20-mm-Bordkanone ausgerüstet, die die Stealth-Eigenschaften des RAH-66 beim Beschuss feindlicher Ziele nicht oder sehr geringfügig beeinflusste. Die Luft-Boden-Raketen waren in zwei Waffenschächten beziehungsweise an optionalen Stummelflügeln angebracht, die die Radar-Signatur jedoch stark vergrößerten.
Das US-Heer bezifferte ursprünglich einen Bedarf von 1.300 Comanches, die ab 2004 in Dienst gestellt werden sollten. Der erste von acht Prototypen verließ die Werkshallen von Sikorsky im Mai 1995 und hatte seinen Erstflug im Januar 1996. Daran schloss sich ein ausgiebiges Testprogramm an.
Am 23. Februar 2004 verkündete der Chief of Staff of the Army General Peter J. Schoomaker, dass das bereits 21 Jahre laufende Comanche-Programm aufgrund andauernder Probleme bei der Abstimmung zwischen Panzerung und Tarnkappentechnik eingestellt und die militärische Aufklärung zukünftig vorzugsweise von unbemannten Luftfahrzeugen (engl. Unmanned Aerial Vehicle, UAV) übernommen werde.
Drohnen haben sich außer in Tests auch im Krieg in Afghanistan seit 2001 und im Irakkrieg bewährt. Damit war einer der wichtigsten Gründe für die Beschaffung des Comanche, die Aufklärung, entfallen. Eine weitere Hürde für die Beschaffung war, dass der Hubschrauber vollständig aus der weltpolitischen Lage des Kalten Krieges und dessen militärischen Anforderungen erdacht worden war. In das Comanche-Programm waren bei seiner Einstellung bereits etwa 8 Mrd. US-Dollar (2011: 7,1 Mrd. Euro) investiert worden. Dies verursachte zusätzlichen Unmut in der US-amerikanischen Öffentlichkeit, ähnlich wie bei dem Bell-Boeing-V-22-Programm. Dazu kam der Preisanstieg pro Hubschrauber von 12 (10,7) auf 58 Mio. US-Dollar (2011: 51,6 Mio. Euro), was zur Vertragsauflösung mit den beiden Hauptkonsortialpartnern Sikorsky und Boeing führte. Die geplanten Investitionen von 14 Mrd. US-Dollar (2011: 12,5 Mrd. Euro) bis 2011 für 121 Comanches werden nun zur Aufrüstung von bereits beschafften Hubschraubern verwendet.
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